Die letzten Wochen habe ich mich mit Farinata beschäftigt, der Kichererbsentarte aus Ligurien, die aber auch in der benachbarten Toscana mit dem Namen "Cecina" bekannt ist und auch noch viele andere Bezeichnungen hat. Es ist eine mehr oder weniger niedrige Tarte aus gebackenem Kichererbsenpüree, der Rand und die Oberfläche sind knusprig. Die Farinata ist eigentlich als Zwischenmahlzeit, ein salziger Snack, bekannt und passt wunderbar zu einem Glas Wein. Die Grundzutaten sind Kichererbsenmehl, Salz, Wasser und Öl und die „Urtradition“ will, dass die in Raute-Form geschnittenen Stückchen heiß und mit gemahlenem Pfeffer darüber gegessen werden.
Jeder, der die richtig zubereitete Farinata in einer ligurischen Friggitoria (Frittier-Imbissstube – ungefähre Übersetzung) gegessen hat, wird gleich warnen, dass es zuhause zubereitet niemals genauso gut schmecken kann. Und er wird recht haben, denn man braucht nicht nur einen großen Holzofen, nein, man braucht auch noch diese schönen, großen Farinata Backformen und muss in Genua spazieren gehen. Hier ein kleiner, virtueller Spaziergang in eine Friggitoria mit „Mein Italien“
Solche Art von gebackenen und frittierten Kichererbsenzubreitungen sind im ganzen Mittelmeerraum bekannt. In den kleinen Gassen Genuas gab es früher auch Lokale, wo man die Farinata im Sitzen essen konnte und dazu ein Glas Wein genießen. Sie hießen „Sciamadde“ und waren beliebt unter Literaten und Künstlern, wie zum Beispiel dem aus Genua gebürtigen Chansonnier Fabrizio de Andrè. In den Lokalen roch es nach Holzkohle und Frittiertem und wer weiß, vielleicht hat er dort auch eines meiner Lieblingslieder, in genueser Dialekt, komponiert:
CREUZA DE MA (Kleine Gasse, die zum Meer führt)
Aber man kann auch zuhause mit einem Backofen zu etwas Gutem kommen. Ich habe ungefähr 6 Anläufe dafür gebraucht.
Als erstes habe ich mir eine runde Qualitäts- Backform anschaffen müssen – aus Silikon und einer guten Marke - damit die Farinata nicht kleben blieb, denn mit Backpapier kommt man nicht weiter (das habe ich auch ausprobiert). Das Kichererbsenmehl sollte sehr fein gemahlen sein. Und man sollte Fleur de sel verwenden, denn die Qualität des Salzes macht geschmacklich einen gewissen Unterschied aus.
Man kann die Farinata natürlich bereichern, z.B. bevor man sie in den Ofen schiebt, mit Rosmarin, Artischocken und Frühlingszwiebeln – oder nach Hälfte der der Backzeit mit Stracchino, Gorgonzola oder Salsiccia. Andere Quellen geben an sie im Nachhinein auch mit Pesto zu essen.
(Weitere Quellen zu Text und Rezept: Wikipedia, Giallo Zafferano und das Buch „Le ricette regionali italiane“, die Rezepte aus den Regionen Italiens, von Anna Gosetti della Salda, aus dem Jahr 1967)
Zeit: insgesamt 20 Minuten + mindestens 4 Stunden Quellen des Kichererbsenmehls + 40-60Min. Backzeit
Für 4 Personen (als Snack)
Zutaten:
- 250gr. feingemahlenes Kichererbsenmehl
- 800cl. Wasser
- Salz (Fleur de sel)
- 8-10 EL Olivenöl Extravergine
- Pfeffer
- Runde Backform (26-28 cm Durchmesser – am besten aus Silikon und von einer guten Marke)
- Optional : bevor man es in den Ofen schiebt Rosmarin, Artischocken und Frühlingszwiebeln hinzugeben – oder nach Hälfte der der Backzeit mit Stracchino, Gorgonzola oder Salsiccia
De Andrè ist auch einer meiner Lieblings-Sänger. Allerdings würde man fast nicht glauben, das das was er singt etwas mit dem Italienischen zu tun hat. Die Kichererbsen-Tarte macht meine Schwester öfters. Jetzt werde ich sie auch einmal probieren:)
AntwortenLöschenTFK: Deswegen habe ich auch die Version mit den italienischen Untertiteln gepostet....:-)
AntwortenLöschenAch menno, es fing zu gut an. Eine meiner Lieblingshülsenfrüchte, einfache Zutstenliste, und dann kommst Du hinterhältig mit Spezialbackformen, Spezialofen und Langstreckenspaziergängen um die Ecke! *grmpf...
AntwortenLöschenDu hast wirklich keine gute, runde Qualitaetsbackform in deiner Kueche...und zuhause ein Lineal herumliegen :-) ?
AntwortenLöschenWirklich nicht! Ich backe nie!
AntwortenLöschenUnd ich messe nix nach.
:)
Das ist wirklich eine gute Beschreibung! Ich habe das so ähnlich in Nizza erlebt, wo die Farinata als Socca bezeichnet wird. Schön fettig, duftend und natürlich aus der Hand zu essen. Bisher schlugen alle Versuche, das zu Hause so hinzukriegen, fehl. Aber vielleicht wird es ja was mit Deinem Rezept...?
AntwortenLöschenAh, lecker. Kenn ich. Oft gegessen. Auch schon mal gemacht und gepostet:
AntwortenLöschenhttp://cucinapiccina.de/2010/05/blitzurlaub-in-ligurien-farinata-di-ceci/
Aber mit Lineal ist mir das neu.
Erstmals in Sestri Levante frisch aus dem Ofen direkt aus der Hand gegessen. Wie bei Socca und Panisses find ich: schon gut, aber lieber ist mir eine richtig knusprig-aromatische Schiacciata aus dem Holzofen. Ich finde Kichererbsenmehl in dieser Form sehr sättigend und dominant. Ich mag diese kichernden Erbsen lieber gekocht und/oder püriert.
AntwortenLöschenDas wollte ich schon länger mal probieren... Ich merke es mir. So eine Form habe ich schon :-)
AntwortenLöschenDas ist so interessant und delikat, dass ich es mir nun gleich mitgenommen habe. Der Signor wird es mögen.
AntwortenLöschenDanke dir für das Rezept!
Lieben Gruss, Brigitte
Danke für die viele Vorarbeit, die Du für uns geleistet hast. Nun haben wir es umso leichter !
AntwortenLöschenJutta, klasse! Grundlagenforschung ist durch nichts zu ersetzen!
AntwortenLöschenAT, reiß Dich zusammen, das kriegst Du auch hin...
Danke herzlich für die Wiederbegegnung mit Fabrizio - ein Lied, das auch nach unzähligem Hören immer wieder berührt . . . wunderbar
AntwortenLöschenLisa
@nata: Bei dieser Zubereitung ist nichts mehr dem Zufall ueberlassen worden.
AntwortenLöschen@Sophie: Schade, dass ich den Post erst jetzt gelesen habe. Er haette mir um einiges geholfen :-)
@Eline: Von Basilicata bis Amatrice bis Sestri Levante...wo warst Du noch nicht...und was hast Du noch nicht probiert und gegessen? Ich glaube, dass da nicht mehr viel Spielraum uebriggeblieben ist.
@Isi: Wenn du die Form hast, hast Du alles!
@Brigitte: Ich wuerde ja wahnsinnig gerne mal die sizilianischen Pannelle (aus)probieren. Frag'mal deinen Signore danach...
@lamiacucina: Warum diese "einfachen Gerichte" sich bei mir immer als die schwierigsten entpuppen muessen...
@Kochessenz: Ich kann die Zwiebelversion waermestens empfehlen...die schmeckt auch kalt und am Tag danach noch.
@Lisa: Ich hatte ihn auch schon seit einer Weile nicht gehoert - ein anderes Lied, das ich von ihm liebe ist "Il pescatore"
Jutta:
AntwortenLöschenda gäbe es noch viel zu bereisen für jemanden, der so italophil (und so alt ;-)) wie ich ist. Ich war noch auf keiner der Inseln - und nur 1 mal erst in deinem schönen Rom. Dabei hat es mir dort ganz besonders gut gefallen, weil wir mit Römern unterwegs waren.
Die hab ich doch schonmal irgendwo gesehen. Danke für die Erinnerung!
AntwortenLöschenReines Kichererbsenmehl finde ich schon ziemlich intensiv, meinste nicht, dass man einen Teil durch Weizenmehl ersetzen könnte?
AntwortenLöschen@Eline: Beneide dich fuer deinen Enthusiasmus fuer Italien.
AntwortenLöschen@SchnickSchnackSchnuck: Auch schon gegessen?
@Suse: Nach Wikipedia macht man in Savona FARINATA BIANCA 90% Weizenmehl/10% Kichererbsenmehl. Soll auch knuspriger werden. Mehr weiss ich jetzt nicht. Aber vom Geschmack her ist auch reines Kicherbsenmehl nicht so intensiv.
Fabrizio de Andre.....herrlich....und natuerlich auch die Kichererbsen-Tarte ;)
AntwortenLöschenDie farinata ist ursprünglich aus Genua, es gibt aber auch eine Version in Nizza. Das Rezept und die Zutaten sind dieselben, einzig und allein der Name des Gerichtes ändert sich. In Nizza isst man die Socca !! Super lecker!!
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